Vor kurzem hat sich etwas spannendes zwischen zwei Menschen (Namen von mir anonymisiert) ereignet. Die beiden führen eine Beziehung, in dem sie immer wieder miteinander und durch einander an ihre inneren Kinder bzw. Grenzen stoßen und die sie gemeinsam beobachten und weiterentwickeln.
An einem Abend hat sich folgendes in einem Telefonat ereignet:
Julia berichtet ihrem Freund Jens verzweifelt von ihrem Vorhaben, das sie unbedingt umsetzen wolle. Jens weiß schon länger, dass dies ein Herzensanliegen von Julia ist und sie daraufhin fiebert. Da sich aus verschiedenen Gründen die Umsetzung verzögert, wird Julia ungeduldig. Auch, weil sie diesen Herzenswunsch in Verbindung einer Reise unbedingt umgesetzt haben möchte bzw. ihr bei dieser Reise eine Sicherheit geben kann.
Nun ist es an dem Abend so, dass Jens durch den (Arbeits-)Alltag enorm unter Druck stand und Julias Ohnmacht und Verzweiflung on Top nicht durch sich hindurch fließen lassen konnte. Daher reagierte Jens ungedulig mit der Aussage "Ja Schatz, ich weiß doch, dass Du das unbedingt willst."
Bei Julia löste die Reaktion Verzweiflung aus. Sie fühlte ein Unverstanden sein, die Sorge "zu viel zu sein", Dinge/Befürchtungen bzw. ihr Empfinden nicht mitteilen zu dürfen. Bei Jens hingegen kamen alte Gefühle wie "jetzt hab ich wieder alles "kaputt gemacht"" auf. Nun saßen beide wie verletzte kleine Kinder am Telefon und wussten nicht, wie sie die Situation auflösen konnten.
Normalerweise können die beiden sehr gut bei sich bleiben. Die "inneren Kinder" in sich beobachten und mit dem "erwachsenen Anteil" all die Emotionen geschehen lassen, auch wenn die alten Gefühle einen Teil der beiden zu überschwemmen drohten. Das meistern beide normalerweise ganz gut, bis sich auf beiden Seiten innere Entspannung einstellt.
An dem Abend verlief das Ende des Gespräches doch etwas holprig und obwohl beide wussten, dass es weder einen Streit, noch andere, auch nur vage Dinge gab, die die Beziehung in Frage stellten, hatten beide ein inneres Gefühl von "die Beziehung steht auf der Kippe".
Beide verabschiedeten sich bis zum nächsten Morgen und Julia ging nach einem anstrengenden Abend zu Bett. Während sie noch in sich hineinfühlte fing ihr inneres Kind an immer wieder loszufeuern: "Ich will meine verliehenen Gegenstände wieder zurück", "Es ist alles aus" Julias Beobachter-Ich fragte sich jedoch immer wieder, welches kindliche Theater denn in ihr abläuft und konnte keine reale Erkenntnis finden, wieso das kleine wütende, bockige und trotzige Kind in ihr solche Wellen macht. Um dem Gedankenkarusell zu entkommen konzentrierte sie sich auf eine Meditation und schlief anschließend bis zum nächsten Morgen durch.
Doch der trotzige und bockige Teil in ihr war quasi schon vor ihr wach geworden und feuerte immer noch mit ganzer Kraft. "Nein, heute schreibe ich keinen Guten-Morgen-Gruß" und blieb weiterhin beim "Weltuntergangszenario dieser Beziehung".
Auch Jens hatte ähnliche Empfindungen und Gefühle in sich und war sich sehr unsicher. Er wusste, dass (bzw. zumindest ein Teil von) Julia die Beziehung in Frage stellte. Bei ihm wurden so alte Knöpfe gedrückt und er war in der Ohnmacht und der Angst erneut verlassen zu werden. In Jens`Herkunftfamilie erfuhr er in der Kindheit, dass die Mutter immer aus dem Kontakt gegangen war, sobald er "etwas angestellt" hatte.
Die gedrückte Stimmung der beiden schwang noch die nächsten Tage mit. Auch das Treffen der beiden 3 Tage später änderte zunächst nichts an der Tatsache, dass noch "alte Erfahrungen" in der Luft lagen. Jens war unsicher, wie er mit Julia umgehen sollte, denn Julia fühlte das kleine trotzige und wütende Kind in ihr zwar nicht mehr, war aber in sich sehr zurückgezogen.
Erst weitere 2 Tage später, als Julia gefühlt aus dem "Nichts" heraus ohne weiteren erstichtlichen Grund ins Weinen kam, veränderte sich das Gefühl zwischen den beiden. Julia war durch das Zulassen der Tränen wieder mehr in ihrem Körper gelandet und nicht mehr von sich selbst abgeschnitten. Jens`Unsicherheit löste sich im Nu auf und beide fühlten sich wieder einander nahe und verbunden.
In dieser wahren Begebenheit zeigte sich, wie Menschen sich immer wieder miteinander und durcheinander vertricken. Julia konnte mit der Zurückweisung nicht umgehen und somit versuchte ihr inneres Kind sie vor dem Schmerz und der Einsamkeit zu retten.
Hast Du Lust Dich in Deinen inneren Anteilen zu erforschen und Dich und Dein Innenleben näher kennenzulernen? Ich freue mich auf Menschen, wie Dich, die sich trauen Veränderungen anzustoßen.
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